Fast jeder 9. Schüler an der Kaufmännischen Schule Schopfheim ist Ersthelfer!
Mit einem lauten Knall kippt eine Schülerin vom Stuhl und bleibt regungslos am Boden liegen. Wie reagieren die Mitschülerinnen und Mitschüler? Im Normalfall sind diese von der Situation total überfordert. An der Kaufmännischen Schule Schopfheim (KSS) sollen jungen Menschen auf solche Situationen im Leben und in der Arbeitswelt vorbereitet werden, d.h. in Notfallsituationen ruhig und besonnen zu handeln und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. So konnten in den letzten Wochen 55 Schülerinnen und Schüler an jeweils zwei Nachmittagen nach dem Unterricht auf freiwilliger Basis auf Notfallsituationen vorbreitet und zur Ersthelferin bzw. zum Ersthelfer ausgebildet werden. Finanziell unterstützt und organisiert wurde die Aktion durch die schuleigene und gemeinnützige Dr. Hansjörg Kramer-Stiftung, die drei Viertel der Kosten übernahm. Die Fortbildungsmaßnahmen wurden äußerst kompetent und spannend von Herr Sonnenmoser und seinem Team vom Deutschen Roten Kreuz, Ortsgruppe Lörrach, durchgeführt.
Was können die frisch gebackenen Ersthelferinnen und Ersthelfer? In Notfällen sollen die Ersthelferinnen und Ersthelfer die Erstversorgung von Verletzten übernehmen können, bevor professionelle Hilfe eintrifft. Sie sind oft die Ersten am Ort des Geschehens und können durch ihr schnelles Handeln Leben retten oder zumindest dazu beitragen, dass sich der Gesundheitszustand des Verletzten stabilisiert. Sie können Unfallstellen sichern, wissen, wie man Notrufe absetzt und dabei möglichst genaue Angaben zur Art des Notfalls, zum Unfallort und zur Anzahl der Verletzten macht. Auch müssen sie die Vitalfunktionen überprüfen können, d.h. den Zustand des Verletzten feststellen, indem sie seine Atmung, Puls und Bewusstsein kontrollieren. Geübt wurde auch der Umgang mit Verletzungen: Ersthelfer müssen versuchen, Verletzungen zu stabilisieren, indem sie beispielsweise Wunden abdecken oder Gelenke fixieren. Den Schülerinnen und Schülern wurde auch anschaulich am Defibrillator erklärt, wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung funktioniert: Falls der Verletzte nicht mehr atmet oder keinen Puls mehr hat, müssen Ersthelfer eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen, um das Leben des Verletzten zu retten. Zukünftig könnten die Schülerinnen und Schüler den hauseigenen Defibrillator anwenden, der seit einiger Zeit in der Aula des Berufsschulzentrums zur Verfügung steht.
Eine wichtige Funktion der ersthelfenden Person ist es auch, den verletzten Menschen zu betreuen, indem sie ihm bzw. ihr Mut zusprechen und bei Bedarf die Hand halten oder Hilfe anbieten, bis professionelle Hilfe eintrifft. Die jungen Menschen gewinnen so Selbstsicherheit und Selbstvertrauen in Extremsituationen - ein wichtiger Baustein in der Persönlichkeitsentwicklung.
„Unsere Schülerinnen und Schüler haben damit notwendige Fähigkeiten und Kenntnisse erlangt, um in Notfallsituationen schnell und angemessen handeln zu können“, so der Schulleiter Jürgen Herrmann. Diese freiwillige Ausbildung soll im Schulsozialcurriculum der Schule als festes Präventionsangebot verankert werden. Vorbereitet sein heißt schnell sein, wenn ein Notfall eintritt. „Hier zählt oft jede Sekunde!“, so Herr Sonnenmoser vom DRK Lörrach. Vielleicht können damit sogar potentielle Gefahren und Gefährdungen rechtzeitig erkannt und vermieden werden. Eine Ausbildung zum Ersthelfer ist im Übrigen Bestandteil der Führerscheinprüfung und oft eine wichtige Qualifikation für das spätere Berufsleben. Viele Arbeitgeber legen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter über Erste-Hilfe-Kenntnisse verfügen.
Als Nächstes werden die Lehrkräfte geschult: Bis zum Sommer sollen so zwei Drittel des Kollegiums zu Ersthelfer*innen ausgebildet sein. Sicher ist sicher.